Kaum zu glauben, aber es ist Heiligabend. Wir sind bei Gloria eingeladen und gespannt wie der Abend verlaufen wird.
Natürlich wird gegrillt. Wir sitzen draußen auf der Terrasse. Und wieder werden Knaller und Böller abgefeuert.
Wir haben uns einige Vorstellungen gemacht, wie die Leute hier Weihnachten feiern. Nicaragua ist ein kirchlich geprägtes Land. Weihnachtsschmuck ist wenig vorhanden. Bei Gloria gibt es einen Weihnachtsbaum (aus Plastik natürlich, bei der Vegetation), aber das ist dem europäischen Einfluss der Verwandten zuzuschreiben. In die Kirche gehen nicht viele Nicas, obwohl es Weihnachtsmessen gibt.
Wir beginnen einige zaghafte Unterhaltungen mit den Verwandten. Durch die Sprache und die Zurückhaltung geht das nur schleppend. Die Familie kommt sonst nicht an Weihnachten zusammen und Geschenke werden sonst auch nicht gemacht. Es ist nach 23 Uhr als die Bescherung stattfindet.
Danach lassen wir uns zwei zum Hotel zurück begleiten. T.s Bruder fährt mit dem Motorrad voraus und wir tappen in der Dunkelheit hinterdrein.
Die Knallerei mit Böllern dauert nicht die ganze Nacht und wir können einigermaßen gut schlafen. Das Bett war himmlisch.
Morgens wurden wir durch das Geschrei von Margareta geweckt. Die legt sich ab 5 Uhr ins Zeug und verlangte "Margareta beber!" ("Margareta trinken!")
Dann fängt auch der Straßenlärm an. Unglaublich wie laut eine Nebenstraße sein kann.
Gegen 10 Uhr kommen alle im Innenhof zusammen. Wir haben unsere Sachen gepackt und wollen uns auf den Weg nach Popoyo machen.
Die Strecke ist nicht sonderlich weit. 44 Kilometer liegen vor uns. Aber die Dauer der Fahrt sollte die Qualität der Straße bestimmen.
Aus Rivas hinaus führen gepflasterte Straßen, die bei leichten Erderschütterungen nachgeben und in der Sonne nicht schmelzen. Etwa nach 3 Kilometern geht es in eine Schotterstraße über. Auch die ist noch gut mit 40 km/h zu befahren.
Die Landschaft ist schön. Kleine Vulkankegel mit buschigem Bewuchs. Viele Tiere, vor allem Rinder sind zu sehen. Wir ziehen Staubfahnen hinter uns her. Je weiter wir von Rivas weg kommen (nach etwa 10 Kilometern) wird die Straße schlechter. Löcher und Wellen lassen uns im Zickzack fahren. Größere Steine liegen herum und man vergleicht mit dem Auge die Breite des Autos und der Durchfahrbreite zwischen den Gesteinsbrocken.
Mitten im Nichts kommen wir an einer Apotheke vorbei.
Wir kommen an eine Kreuzung und so etwas wie einen Ort. Danach stehen wir an einer Gabelung. Hier gibt es keine Hinweise in welche Richtung wir fahren sollen. Ein Auto mit Einheimischen kommt. T. stoppt es.
Wie bei allen, die wir im Laufe der Reise nach dem Weg fragen werden, hat man den Eindruck, dass niemand durchsieht. So als wenn sie erst in dem Moment an dem sie angesprochen werden anfangen ihre Umgebung wahrzunehmen.
Aber nun hatten wir es endlich raus. Ein umgefallenes Schild mit dem letzten wichtigen Hinweis auf das Hotel Popoyo konnte uns nur 20 Minuten täuschen. Dann waren wir am Ziel:
Das Hotel liegt nicht direkt am Strand. ist aber nur 3 Minuten davon entfernt. Von außen machte es schon mal einen guten Eindruck. Wir hatten ein Standardzimmer gebucht und waren enttäuscht. Im Zimmer war es sehr heiß, da die Sonne direkt darauf stand. Das Bett war sehr schmal, kein Fernseher und ein winziges Bad. Das gefiel uns gar nicht.
Zum Glück konnten wir in einen komfortablen Bungalow umziehen. Dieser war mit schönen Büschen und Pflanzen umwachsen. So war es auch mit ausgeschaltener Klimaanlage kühl. Ein riesiges Bett und eine sehr schöne Dusche mit viel Naturstein rundeten das Ensemble ab.
Wir treffen uns auf ein Bier im Restaurant des Hotels El Toro. Aufs Haus gibt es zur Begrüßung eine Limonade. Die nächsten Tage werden wir hier essen, denn zum Glück ist der Strand von Popoyo noch nicht von Touristen heimgesucht und es gibt kaum Einkehrmöglichkeiten. Aber man wartet auf den Boom.
Wir machen einen langen Abendspaziergang an den Strand. Kaum treten wir aus der Böschung wird es durch den angenehmen Wind 10°C kühler.
Wir sehen nur 5 Menschen, die wie wir spazieren gehen. Sie sehen nach lateinamerikanischen Touristen aus.
Am Strand entdecken wir eigenartige Spuren. Flüchtig betrachtet hätte man sie für Traktorspuren halten können, aber sie waren dann doch eindeutig tierischer Natur. KÜHE!
Ich fasse es kaum. Kühe am Strand. Total entspannt stehen sie mit dem Hinterteil zur sinkenden Sonne.
Die Temperatur war mittlerweile angenehm und somit kamen abends die Kühe aus dem schattigen Hainen an den Strand um sich den Wind um die Körper wehen zu lassen.
Wir gingen rechts runter und wollten sehen wie weit wir dort kommen würden. Es war wunderschön, keine Hotels, Läden und Autos. Nur das Brechen der Wellen an den Strand.
Unser Wendepunkt war eine Felsspitze die ins Meer hineinragt. Auf dieser konnte man Krebse beobachten und einige Pelikane in Formation fliegen sehen. Als es dämmerte machen wir uns auf den Rückweg.
Hier kamen wir den Kühen noch mal ganz nah. Ohne Hirte gingen sie als es dunkler wurde geordnet in den Wald zurück.
Im Restaurant aßen wir sehr gut. Wir konnten die Posten einfach auf die Zimmernummer bestellen. Das machte den Ablauf erheblich angenehmer. Man musste nur ein wenig bei der Zettelwirtschaft aufpassen. Aber am Ende sollte alles stimmen.
Das Restaurant war sehr gut und hatte einige vegetarische Gerichte im Angebot. Das Bier war eiskalt und schmeckte bei den Temperaturen hervorragend. Wir hatten schnell bemerkt, dass es 1 Liter Bierflaschen gab. Wir hielten uns an die einheimischen Marken Victoria und Toña. Beide sind gut und erfrischend und werden aus Kühlschränken mit der Angabe -8°C geholt. Manchmal wird sofort nach dem Öffnen das Bier zu einem dicken Eisklumpen in der Flasche.
Weitere Gäste sind nicht anwesend. Es war der 2. Weihnachtsfeiertag. Wir saßen lange im Restaurant, ohne dass man uns loswerden wollte. An den nächsten Abenden würden wir dasselbe tun, und das mit Wohlbehagen.
Die Nächte waren zudem sehr entspannend, denn der Bungalow lag den ganzen Tag beschattet, so ging es auch ohne Klimaanlage.
Die Abende kamen einem lang vor, da es bereits um 18 Uhr dunkel ist.
Am Morgen gibt es ein sehr gutes Frühstück. Besonders die Bananenpfannkuchen sind ein Gedicht. Die aß ich an drei von vier Morgen.
Bei der Wanderung in die entgegengesetzte Richtung vom Vortag kommen wir an eine Flußmündung. Wenn wenig Wasser geführt wird, kann man auf die andere Seite gelangen. Zum Zeitpunkt wo wir dort ankamen war dort Schluß mit dem Ausflug zu Fuß.
Aber im Örtchen gab es ein Restaurant. Es war noch im Bau und es gab nichts zu Essen, aber wir konnten immerhin Getränke bestellen und auf das Meer sehen. Das Seltsame an diesem Ort war, dass alle Läden und Restaurants nicht den Blick auf das Meer hatten. Als ob es ja sowieso da sei, und man es zum Essen nicht auch noch sehen müsste. So kam unsere Platzwahl der Bedienung komisch vor, da wir so weit weg sitzen wollten.
Ein Bonus waren die Papageien, die sich neugierig zeigten, aber in sicherem Abstand blieben.