Zunächst mit dem Taxi zum Bahnhof. Bestellt um 4.45 Uhr. Wir fliegen erst um 9.40 Uhr. Die Aufregung macht die Uhrzeit erträglich. Im Regionalexpess Menschen und Menschen. Einige betrunken und fiese Duftwolken hinter sich herziehend. Nochmal umsteigen. Es ist bemerkenswert, wie viele Leute unterwegs sind. Klar, mit Koffern und Reisetaschen, wie wir. Aber auch sonst ohne Gepäck, allein oder in Gruppen.
Das Wetter ist mild. Bei unseren letzten Aufenthalt an der Luft für die nächsten 25 Stunden. Kurz vor Weihnachten ist es nicht mal unter 10°C kalt. Das wird bei der Eingewöhnung an die Temperaturen in Nicaragua helfen.
Aufstieg zum Terminal. Riesige Halle. Zig Menschen laufen in alle Richtungen. Aufgabe unseres Gepäcks. Unsere Sitzplätze sind durch den Web-Checkin schon reserviert. Viel auszusuchen gab es nicht und wir haben die ungünstigsten Plätze bekommen.
Wir gehen zur Sicherheitskontrolle. Nicht zum letzten Mal an diesem Tag müssen wir uns durchleuchten lassen. Gerade dadurch wird deutlich, dass man im Laufe des Tages mit derselben Kleidung, demselben Tascheninhalt (= nichts) die Geräte zum Ausschlag bringt oder nicht. Bemerkenswerterweise schlagen die Geräte in den USA nicht aus...
Wie immer am Flughafen bekommt man das dringende Bedürfnis, man müsse unbedingt noch zehn Bücher und Zeitschriften kaufen, um die nächsten Stunden in Ruhe und endlich mal was am Stück zu lesen.
Wir lassen den Druck an uns vorbei ziehen und nehmen nur zwei kostenlose Tageszeitungen.
Nach der Kontrolle ein langer Weg zum Gate. Wegpacken der Winterkleidung. Ein Blick auf die mutmaßlichen Mitreisenden offenbart Unruhe für den kommenden Flug.
Draußen wird es hell. Flugzeuge, Durchsagen, Geschäftigkeit: Unsere Aufregung steigt.
Noch ein Gang auf die Toilette: Der innige Wunsch in Nicaragua von Verdauungsbeschwerden verschont zu werden. Die Toiletten von Mexiko sind noch gut in der Erinnerung.
Die Reihen 60-68 und 85-94 sollen sich anstellen. Eine klare Ansage. Wird natürlich schallend ignoriert. Alle stellen sich an. Irgendwie.
Dann geht es aber noch nicht los. Wahrscheinlich sollen die Passagiere vor dem langen Flug nochmal etwas stehen.
Trotz des überschaubar schnellen Boardings sind die Gänge voll mit Hektikern, die versucht haben, das Handgepäcksgewicht bis an die 1 Gramm Grenze zu erreichen und nun ihre riesigen Taschen in die Ablagen stopfen.
A 380-800.
Umzingelt von Kindern. 2 vor uns, 2 hinter uns. Mmmmh. Mal sehen. Rechnerisch kann das nicht gut gehen.
Hinter mir wird quasi sofort mit der Vordersitztreterei angefangen. Die Beine sind schon so lang, dass Ausdauer zu befürchten ist. Vor uns ruhige Kinder, unruhiger Vater: seltene Kombination, genauso nervend.
Unsere Sitze sind zwischen zwei Texanern, die gleich beim ersten Getränkerundgang Rotwein bestellen.
Es geht los! Prost!
Die Luftlöcher sind groß. Vielen wird übel. So auch mir. Besonders der Geruch des Essens lässt meinen Magen drehen.
Zwischenlandung in Houston. So viele Flüge die Transit durch die USA führen haben in Houston ihren Zwischenstopp. Das ist kaum zu glauben. Der Flughafen ist riesig, aber sehr provinziell geführt. 90 Minuten gehen für den Zoll drauf. Und das obwohl außer unserem Flugzeug gerade mal ein weiteres abgefertigt werden muss.
Dazu gibt es eine nervenaufreibende Rückkopplung in den Lautsprechern der Halle, die niemand abschaltet.
In der Warteschlange reden wir über unsere Erwartungen an Nicaragua: Weihnachten, Hochzeit, Silvester. Wie wird das sein?
Dann geht es vorwärts. Doch der Einheitsbrei der Masse wird nur in andere Schlangen aufgeteilt, an denen wieder nichts vorwärts geht.
Gleich nachdem der Koffer durch den Zoll gegangen ist, wird er wieder eingecheckt. Dann steht man wieder für die Sitzplätze an, denn die konnten aus Deutschland nicht reserviert werden. Wir sitzen im ganzen Flugzeug verteilt.
Der Sicherheitscheck in Houston lässt sich kaum beschreiben. Es mutet eher wie ein Jahrmarkt an, oder ein Schlußverkauf. Überall Gewühl, Kleidung die hier und dorthin gestopft wird. Schuhe aus, Ganzkörperscanner, deren Benutzung eigentlich optional ist, aber es bleibt nichts anderes übrig, denn eine manuelle Kontrolle gibt es nicht.
Wieder anziehen. Kaum Platz. Im Burgerladen kein Platz für 5 Leute, also zu Starbucks. Auf dem Weg heben wir US-Dollar ab.
Der Abflug verzögert sich um 45 Minuten. Draußen wird es dunkel. 18°C. Um 20 Uhr Abflug nach Managua.
Der Flug verlief ruhig. Die Lichter in der Kabine werden kurz nach dem Start gelöscht. Houston liegt unter uns und sieht wunderschön aus. Danach die Dunkelheit des Golfs von Mexiko. Der Schlaf kommt kurz vorbei. Als die Augen wieder offen sind, schon erste Lichter von Siedlungen. Vielleicht Honduras oder Belize?
Landeanflug auf Managua. Die Leuchtstärke der Stadt ist viel geringer als von Houston. Straßenbeleuchtung ist deutlich weniger vorhanden. Einkaufszentren und Fabriken so gut wie gar nicht.
Landung um 22.30 Uhr Ortszeit. Wir sind 26 Stunden unterwegs und todmüde.
An das Hotel und die Suche nach demselben will niemand denken. In der geistigen Verfassung wird es mit dem Verhandeln schwierig.
Doch dann die Rettung: Unsere Freunde aus Nicaragua holen uns überraschend vom Flughafen ab!
Wir fahren mit einem Hotelshuttle zum Camino Real. Die Luft ist schwül und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Nach ein paar Sekunden klebt die Haut.
Das Camino Real ist eine Oase inmitten trockener Umgebung. Ein großes Hotel im Bungalow-Stil. Unser Zimmer ist großzügig und wohl temperiert. Nun wollen wir aber noch etwas zu Essen auftreiben.
Zwei Hochzeitsgesellschaften feiern im Innenbereich. Ganz unterschiedlich: Die einen mit Disco und laut, die anderen mit Cocktails und Ambiente.
Nach ewigen Diskussionen mit dem Ober gelingt es, ein wenig Bier, Brötchen und Butter (BBB) aufzutreiben. Ab 23 Uhr ist eigentlich Schluß mit Küche. Wir konnten ihn überzeugen, dass unser Wunsch nicht eigentlich mit Kochen zu tun hat und wir uns gern aus einem Brotkörbchen bedienen.
Anschließend geht es unter die Dusche. Der Schlaf kommt trotz ungünstiger Schlafenszeit und wir schlafen bis 6 Uhr morgens durch.
Um 9 gehen wir zum Frühstück. Es war einfach grandios. Es gab buchstäblich alles. Die Früchte schmeckten wunderbar, so wie sie nur vor Ort schmecken können. Dazu guter Kaffee. (Wir dachten zu diesem Zeitpunkt noch, dass ein Land in dem so viel Kaffee angebaut wird auch eine Kaffeekultur besitzen müsste.)
Uns ging es ausgesprochen gut. Keine Spur von Jetlag.