Nach dem Frühstück werden die Siebensachen gepackt und der Shuttle fährt uns für einen Obolus direkt zur Autovermietung. Wir freuen uns auf die Fahrt. Auch bei der internationalen Firma Budget läuft es nicht ganz wie gewohnt. Dass wir reserviert haben, heisst nicht gleich, dass man zügig die Autos bekommt. Das ganze Prozedere dauert über eine Stunde, denn wir sollten doch kleinere Wagen bekommen und den reservierten Preis zahlen. Zum Glück sind wir aber mit 2 Spanisch sprechenden Personen unterwegs, die sich nicht abwimmeln lassen. Auch in die Nissan Versa bekommen wir anschließend kaum unsere Koffer hinein. Viel Zugkraft haben die Fahrzeuge nicht und ein Aufkleber, der sie klar als Mietautos kennzeichnet, klebt hinten.
In Managua wollen wir den Neffen unserer Braut abholen. Das bedeutet, wir fahren einmal durch die Stadt. Wie kann man den Verkehr am besten beschreiben? Es gibt Ampeln. Es gibt Fahrstreifen. Es gibt grobe Verkehrsbeschilderung. Es gibt aber nur ungefähres Wissen darüber, was damit anzufangen ist. Es ist einfach chaotisch. An Kreuzungen fährt man einfach langsam auf die Mitte und gibt Gas, wenn man eine Lücke nutzen will. Dann hofft man noch, dass andere die nicht gesehen haben. Und schon liegt die Kreuzung hinter einem.
Nur die größeren Straßen haben Namen und sind nur mit allen Sinnen befahrbar. Es gibt riesige Schlaglöcher, tiefe Wellen. Da viele Straßen gepflastert sind, stehen die Steine manchmal mit der spitzen Kante zum Autoreifen.
Nach ein wenig Kurverei, denn auch für Nicas, die nicht so oft in die Hauptstadt kommen ist die Orientierung schwer, kommen wir an unser Ziel. Nach dem Einladen vom Neffen geht es in einen großen Supermarkt. Hier blickt man auf eine große Auswahl. Wir kaufen einen Rotwein, Kekse, Haargummis, Zahnbürsten. Nur den Sekt, wegen dem wir angehalten sind, gibt es nicht.
Anschließend verlassen wir die Stadt auf der Panamericana. Die Häuser werden ärmlicher, die Improvisationskunst ausgeprägter. Alle Häuser sind mit Gitterstäben versehen. Auf der Straße liegt viel Müll und viele ausgedörrte Hunde, Pferde und Hühner laufen herum. Einzig die Schweine sehen gut genährt aus.
Eine Zwischenstation bei "Mi Viejo Ranchito". Hier gibt es Bier und eine Kleinigkeit zu essen.
Danach begeben wir uns in den Parque nacional Volcán Masaya. Man kann durch den Nationalpark direkt an den Krater fahren. Wir sollen mit dem Heck zum Krater
parken. Der Vulkan hat eine aktive Phase und bei einem plötzlichen Aufbruch soll man nicht erst den Wagen wenden müssen. Wir bekommen Helme, da es manchmal kleine Glutbröckchen rieselt. Die
Treppe zum Aussichtspunkt dem La Cruz de Bobadilla ist gesperrt. So bleibt uns der Kraterrand und der Aufstieg zum erloschenen Krater neben dem Masaya.
Hier begegnen wir zum ersten Mal näher den klapprigen Maultieren die Touristen auf die umliegenden Krater befördern. Diese stehen in der Sonne und machen einen abgestumpften Eindruck. Das ist nichts für uns. Diese Tiere haben in Nicaragua noch eine relativ große Bedeutung als Transportmittel. Sie ziehen meist einachsige Anhänger auf denen allen gestapelt wird, was man sich denken kann. Am Vulkan sind die Tiere nur für Touristen da.
Die Landschaft sieht wunderschön aus. Das Land liegt flach vor uns und wir können bis nach Managua schauen. Wir sehen sogar den Momotombo am anderen Ende des Lago de Managua. Der Himmel ist blau und das Licht sehr gut zum Fotografieren.
Nach diesem Zwischenstopp machen wir uns ohne Unterbrechung nach Rivas auf. Wir wollen nicht im Dunkeln fahren und es wird bereits um 18 Uhr dunkel. Wir befinden uns 12° nördlich des Äquators. Hier dauert die Dämmerung kaum 15 Minuten. Das Licht am Ende des Tages ist dafür sehr warm und legt einen schönen Schein auf die Welt.
Rechts und links der Straße häufen sich die Eindrücke, obwohl ich als Fahrer nicht viel schauen kann. Vor mir ist genug Unerwartetes: plötzlich tauchen Eselgespanne auf, Autos ohne Beleuchtung oder einfach Fußgänger.
Langsam entwickeln sich zwischen den Personen der Reisegruppe Gespräche. Wir sind unterwegs mit einem Optiker (D.), einer Sport- und Mathelehrerin (C.), einer Altenpflegerin (I.), einem Wirtschaftsingenieur (M.) und einer Anwältin (T.). Das ist eine interessante Mischung.